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Züchterinterview


Dunker




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Per Harald Sivesind - Dunker
Interview von Sabine Middelhaufe

Per Harald Sivesind ist seit 12 Jahren aktiv im Vorstand seines örtlichen Hasenhund Klubs und war für 6 Jahren dessen Vorsitzender. Er ist ausserdem seit 1993 Leistungsrichter bei Arbeitsprüfungen für Laufhunde und seit 2003 Geschäftsführer des Norwegian Dunker breeding council. Fast seine gesamte Freizeit widmet er der Arbeit für die Dunker-hounds oder Hasenhunde und natürlich ist er selbst Züchter dieser interessanten Bracken mit dem eigenen Zwinger Sivesindhøgda.

Seit wann interessieren Sie sich für die Rasse, und warum haben Sie gerade diese gewählt?

Ab Mitte der 70er Jahre hielt mein Vater zwei Dunker Hündinnen, so dass ich mit Dunker-hounds aufwuchs. Ich fand diese Hunde äusserst faszinierend und meine, es ist eine wunderschöne Rasse mit diesen ruhigen, ausdrucksvollen dunklen Augen. Der Dunker ist ausserdem ein exzellenter Jäger und ein hervorragender Familienhund. Meinen ersten eigenen Rassevertreter bekam ich 1993.

Würden Sie uns erläutern, wegen welcher Eigenschaften, die die Rasse besitzt (oder besitzen sollte), ein potenzieller Führer sie anderen Rassen gegenüber bevorzugen könnte?

Wie ich schon sagte sind Dunker-hounds exzellente Hasenjäger. Sie suchen das Terrain schnell und sorgfältig ab und finden den Hasen mühelos. Sie sind unabhängig und ausdauernd, aber auch sehr gelassen und freundlich, mit starken Nerven und auch ausserhalb der Jagdsaison gut zu halten; man bemerkt kaum, wenn ein Dunker im Haus ist.
Ich finde, sie sind einfach darauf zu spezialisieren, ausschliesslich Hasen zu jagen, und nicht hinter Rehen, Hirschen und/oder Elchen her zu laufen, die zu jagen ihnen ja nicht erlaubt ist.
Wenn ein Dunker in den Hügeln Hasen verfolgt ist es das schönste Konzert, das man sich vorstellen kann; der klare Klang seiner Stimme übertrifft jede Art von Musik.

Per Harald Sivesind mit seiner Hündin, Klinge II. Titelfoto: Gjall zeigt die effektive Bewegung des Dunker.

Gibt es, Ihrer Ansicht nach, bei der Rasse eine Anlage, die bei ihren Führern heute nicht mehr die angemessene Beachtung erfährt?

Ich denke, jeder, der einen Dunker hält, schätzt die Rasse und ihre Eigenschaften, und bei den norwegischen Jägern ist sie gut bekannt.
Hier bei uns in Norwegen ist ja fast jede Hasenhund-Rasse aus Europa präsent, nur gibt es zu wenige Jäger für sie. Beinahe alle skandinavischen Rassen (Dunker-hound, Hygen-hound, Haldenstøver, Hamiltonstøver, Schillerstøver, Smålandsstøver, Finsk støver/Finnenbracke) haben mehr oder weniger die gleichen Charakteristiken, so dass es für manchen Jäger eher Zufall ist, welche er bevorzugt. Auch die Schweizer Laufhunde sind sehr populär. Ich bin seit 1993 Leistungsrichter bei Arbeitsprüfungen und hatte das Vergnügen, die meisten nordischen und schweizer Rassen jagen zu sehen und zu hören.
In Finnland war man erfolgreicher sich um die eigene Finnenbracke zu kümmern, als wir es mit Dunker-hound, Hygen-hound und Haldenstøver waren, aber glücklicherweise haben die norwegischen Hunde in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen. Mein Bruder hat seinen ersten Dunker letztes Jahr gekauft. Vorher führte er Finnenbracke und Hamiltonstøver (aus Schweden). All diese Bracken waren gute Vertreter ihrer Rasse mit sehr guten Jagdanlagen; er war zufrieden mit ihnen. Aber keine Rasse übertrifft seine Zufriedenheit mit dem neuen Dunker, der gelassenste Hund, den er je hatte, und ausserdem waren seine Jagdanlagen schon früh entwickelt. Ich glaube, auch sein nächster Hasenhund wird wieder ein Dunker sein.

Dunker Klinge II im Einsatz

Welche Anlagen muss ein „guter“ Rassevertreter unbedingt besitzen, um als solcher bezeichnet werden zu können?

Die Jagdanlagen sind natürlich wichtig. Ein guter Dunker wird den Hasen mühelos finden, wenn einer in dem Gebiet vorhanden ist, und dann seine Spur verfolgen, wobei der korrekt gebaute Dunker sich dabei sehr effektiv bewegt.
Die Voraussetzung für den 1. Preis (sehr gut) in einer Leistungsprüfung in Norwegen ist 120 Minuten "Los-Zeit" (wir haben das dts. Wort "los" übernommen, das wir im Sinne von spurlauter Verfolgung benutzen), 2. Preis (gut) 90 – 119 Minuten und 3. Preis (ausreichend) 60 – 89 Minuten.
Weitere Hauptmerkmale des Dunkers sind seine Ruhe, Freundlichkeit, ausdrucksvolle dunkle Augen und gute Nerven. Die allgemeine Erscheinung muss die eines mittelgrossen, deutlich im Rechteck stehenden, kraftvollen aber nicht schweren Hundes sein, dem man seine Ausdauer ansieht und der nicht "hochbeinig" erscheint. Ein guter Rassevertreter muss also die Jagdqualitäten, das Aussehen und Wesen eines Dunkers besitzen.

"Speedy Dunker". Die schwarzen Streifen sind die Antennen des "dogfinders", den man den Hunden auch in Norwegen wegen der Wölfe anlegen muss.

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Rasse ein, und wenn es in Ihrer Macht läge, gibt es etwas in der heutigen Zucht der Rasse das Sie ändern würden?

Der Dunker ist eine zahlenmäßig recht kleine Rasse, und die Hauptpopulation lebt in Norwegen. Es gibt einige Hunde in Schweden, ein paar in Griechenland, Polen und den USA. Das Interesse an der Rasse hier bei uns ist recht gut, aber natürlich sähe ich lieber, wenn es noch grösser wäre. In den letzten 10 Jahren beispielsweise wurden jährlich ca. 20 Würfe mit insgesamt etwa 150 Welpen geboren; 2009 gab es 24 Würfe mit 209 Welpen. Im Vergleich dazu fielen in den 70er Jahren jährlich rund 700 Welpen, und mein Traum ist es, den Dunker wieder als führenden Hasenhund in Norwegen zu sehen. Sein Hauptkonkurrent dabei ist die Finnenbracke.
Als Rasse ist der Dunker recht gesund und seine jagdlichen Fähigkeiten sind hervorragend; da ist in den letzten 10-20 Jahren viel verbessert worden. Das eigentliche Problem in Norwegen liegt darin, dass es immer weniger Jäger gibt, die sich einen eigenen Hund kaufen. Kommt hinzu, dass Beagle und Drever zunehmend beliebter werden, und mit ihnen kann man sowohl Hasen als auch Rehe bzw. Hirsche jagen und natürlich den Fuchs.
Allerdings muss man sagen, dass der Dunker sehr anpassungsfähig ist. Zwei, drei Hunde wurden in den letzten Jahren nach Griechenland verkauft und wir dachten, dass eine Rasse, die für das skandinavische Klima mit Temperaturen zwischen +15 und -15 Grad während der Jagdsaison geeignet ist, in der Hitze und den staubigen Terrains in Griechenland Probleme bekäme. Aber es hat sich herausgestellt, dass sie auch dort ausgezeichnet jagen und sich einen guten Ruf verdient haben, so dass wir 2010 einige Anfragen potentieller Welpenkäufer aus Griechenland erhielten.

Obwohl der Dunker prinzipiell für das norwegische Klima geschaffen wurde, passt er sich ohne weiteres auch an das mediterrane Klima an.

Sind die Rasse und ihre Eigenschaften Ihrer Meinung nach bei den potenziellen Führern gut genug bekannt oder braucht es mehr Aufklärung?

Der Dunker ist, wie gesagt, gut bekannt in Norwegen, aber natürlich kann man versuchen, ihn mehr Jägern zu empfehlen. Leider finden viele Jäger Hundeausstellungen uninteressant; sie wollen mit ihrem Hasenhund einfach jagen gehen. Das betrifft in Norwegen alle Brackenrassen für die Hasenjagd, nicht nur den Dunker. Wenn ich an Ausstellungen teilnehme merke ich aber, dass viele Leute Kontakt aufnehmen und ihre eigenen Geschichten über den Dunker haben.
Der Norwegian Kennel Club (NKK), die Norwegian Hunting- and Fishing Federation (NJFF) und die Norwegian Hare-Hound Federation (NHKF) haben dieses Jahr (2010), ein neues Projekt, Norwegian Hare-hunt (Norsk Harejakt), gestartet, um die norwegischen Hasenhund Rassen und die Hasenjagd selbst zu fördern. Man kann also hoffen, dass es in den nächsten Jahren mehr potentielle Dunker Besitzer geben wird. Der Dunker Zuchtklub, Dunker-ringen, nimmt, gemeinsam mit anderen Rassevereinen, natürlich an dem Projekt teil. Übrigens, 2009 fanden die Europäischen Meisterschaften (für Laufhunde) in Italien statt und ein Dunker aus Norwegen belegte den 5. Platz, was bei Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad doch recht befriedigend war.

Champion Klinge II.

Halten Sie persönlich es für notwendig, an Vereinstreffen, Prüfungen und Ausstellungen teilzunehmen?

Ja, ich finde es wichtig, an relevanten Messen, Hundeausstellungen und Leistungsprüfungen teilzunehmen, denn es ist der beste Weg, die Qualitäten der Rasse zu demonstrieren und bekannt zu machen, zu zeigen, dass die Züchter gute Arbeit leisten und natürlich die gesundheitliche Situation der Rasse zu prüfen. Bei Shows kann man die Rasse überdies einem breiteren Publikum vorstellen und sehen, ob die Hunde immer noch wie Dunker aussehen, oder ob die Zucht in eine falsche Richtung geht. Bei Prüfungen werden die Jagdqualitäten getestet, und es ist offensichtlich von Bedeutung für einen Hasenhund (und seinen Halter), dass die Eigenschaften gut sind. Folglich ist es wichtig, dass so viele Dunker wie möglich an solchen Trials teilnehmen, um die Anlagen der Rasse zu verifizieren.
Jedes Jahr bekommen ungefähr 35 neue Dunker (von 150, die jährlich geboren werden) Preise bei Arbeitsprüfungen und 10-12 werden zu hunting champions ernannt.

Dunker, Finnenbracke und Hamiltonstøver sind übrigens die führenden Hasenhund Rassen bei working trials in Norwegen, und 65 – 70% der teilnehmenden Hunde erfüllen die Anforderungen und können sich platzieren.

Für welche Form der Jagd und für welches Wild ist die Rasse nach Ihrer Beurteilung besonders geeignet?

Der Dunker-hound ist auf die Hasenjagd spezialisiert kann aber auch für die Fuchsjagd verwendet werden. Früher benutzte man ihn auch für den Luchs, aber das ist heute nicht mehr üblich in Norwegen.

4 Monate alter Dunker Welpe.

Und schliesslich als letzte Frage: welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der sich entschieden hat, erstmals mit dieser Rasse jagen zu gehen?

Die Hasenjagd in Norwegen, Schweden und Finnland ist wahrscheinlich ein bisschen anders als sonstwo in Europa. Wir haben grössere Waldgebiete hier und wir ziehen es vor, dass der Hund das Terrain für 10-30 Minuten ganz allein absucht. In anderen Gegenden Europas, so wurde mir jedenfalls erzählt, möchte man hingegen, dass der Hund mehr Kontakt zu seinem Führer hält und eben nicht auf eigene Faust ein sehr weites Gebiet absucht. In Mitteleuropa wird üblicherweise eine ganze Meute benutzt, während die Bracke in Skandinavien als Einzelhund arbeitet. Meine Ratschläge basieren auf der norwegischen Jagdweise, aber ich möchte noch einmal daran erinnern, dass der Dunker sehr anpassungsfähig ist, wie das Beispiel Griechenlands zeigt, wo er auch nahe beim Hundeführer arbeitet. Ein wichtiger Aspekt, bevor man überhaupt mit dem Dunker jagen geht, ist natürlich sein Gehorsam. Erst muss der Grundgehorsam vorhanden sein, denn der Jagdinstinkt der Rasse ist sehr stark.
Dies getan sollte man sich ein Gebiet aussuchen, wo man weiss, dass mit Sicherheit Hasen präsent sind.
Nun wird man viele Stunden, anfangs aber nicht gleich den ganzen Tag, mit ihm im Wald verbringen und wichtig ist, dabei geduldig zu sein. Die Erfahrung für den Dunker soll lauten:"Das hier macht Spass. Das möchte ich wieder und wieder machen." Schritt für Schritt wird der Hund sich immer sicherer fühlen und weitere Gebiete erforschen. Man muss Geduld wahren, ihn das Terrain in seinem eigenen Tempo untersuchen lassen. Auf diese Weise wächst allmählich ein Vertrauensverhältnis zwischen dem Dunker und seinem Herrn. Schliesslich wird der Hund eine Hasenspur entdecken und dann sagt ihm sein Instinkt, ihr zu folgen und das Wild zu finden. Wenn es ihm ein paar Mal gelungen ist, den Hasen zu finden und spurlaut zu verfolgen, wird er selbstsicherer und seine Fähigkeiten verbessern sich rasch. Anfangs, wenn er die Spur einmal verliert, muss man ihn unterstützen, aber er wird schon bald allein in der Lage sein, sie wiederzufinden. Je nachdem, wieviele Stunden man Zeit hat, jagen zu gehen, wird der Dunker eben früher oder später ein guter Hasenhund sein. Ich persönlich finde es empfehlenswert, mit dem ausgewachsenen Dunker in der Jagdsaison 2-4 mal pro Woche 5-8 Stunden pro Tag im Jagdgebiet zu verbringen.

Klinge II auf der Hasenspur

Alle Fotos (c) Per Harald Sivesind (Norwegen)

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