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Der Ca Rater Mallorquín

 


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Der Ca Rater Mallorquín
von Dr. Anna Laukner

Kleine, rattenfangende Hunde haben in Spanien Tradition. Sie heißen - je nach Dialekt – Ratero, Ratonero, Rater oder Ratador. Viele Provinzen haben ihre eigenen „Rateros“: In Andalusien gibt es den Ratonero Bodeguero Andaluz (der ein wenig an den Parson Russell Terrier erinnert), in der Gegend um Valencia kennt man den Gos Ratador Valencià und auf Mallorca eben den Ca Rater Mallorquín.
Der valenzianische und der mallorquinische Ratero unterscheiden sich kaum voneinander; viele spanische Kynologen halten sie für ein und dieselbe Rasse. Der eine verbreitete sich eben auf dem Festland, der andere auf der Insel. Als Ausgangsrasse vermutet man kleine Podencos, die statt Kaninchen vor allem Ratten jagten. Ein starker Einfluss wird ab dem 17. Jahrhundert auch kleinen englischen Terriern zugeschrieben (zum Beispiel dem Black and Tan Toy Terrier). Solche Hunde können zu der Zeit im Zuge der englischen Herrschaft über Menorca auf die Balearen gebracht worden sein. Da auch sie sich als Rattenfänger bewährten (und vielleicht sogar zu diesem Zweck von den Engländern mitgebracht wurden), stand einer Vermischung mit den lokalen Rateros nichts im Wege. Übrigens diente die Jagd auf Kleinnager um Valencia und auf Mallorca beileibe nicht nur der Schädlingsbekämpfung – eine spezielle, hier vorkommende Schermaus-Art (die in der Landessprache „Rata de la Albufera“ und in Deutschland „Wasserratte“ genannt wird) galt bis vor nicht allzu langer Zeit als Leckerbissen und wurde sowohl als Vorspeise als auch Bestandteil verschiedener Hauptgerichte zubereitet!

Die Jäger gingen mit ihren Rateros vor allem an Flussböschungen, in Schilfdickichten und Lagunen auf Rattenfang. Heute werden auf Mallorca keine Wasserratten mehr verspeist; der Ca Rater wurde aber dennoch nicht arbeitslos: Viele Jäger setzen ihn auf Kaninchen an, und er bewährt sich vor allem in steilem Gelände und bei dichter Vegetation. Aber auch als Haushund wird der Ca Rater gerne gehalten – immer schon war er neben seinem Hauptberuf als Rattenfänger der Spielgefährte der Kinder des Hauses. Und natürlich ersetzte er in so manchem Haus die Türglocke: „Perro de Puerta“ („Türhund“) war in Spanien eine geläufige Bezeichnung für diese Art lebendiger Türklingel. Auch von den heutigen Besitzern wird dem Ca Rater eine außerordentliche Wachsamkeit bescheinigt, ohne dass er jedoch eine übertriebene Schärfe gegen zweibeinige Besucher an den Tag legt. Seine außerordentliche Bellfreudigkeit hat er sich bis heute erhalten. Vernachlässigt man diesen Punkt bei der Erziehung, kann das vor allem bei der Haltung in einer Etagenwohnung zu nachbarschaftlichen Differenzen führen!

Äußerliche Kennzeichen
Der Ca Rater ist ein kleiner Hund (Rüden 32-36 cm bei 3,5-5 kg, Hündinnen 29-33 cm bei 3-4 kg). Dennoch wirkt er recht vierschrötig und robust, vielleicht hat er das seiner immer noch sehr bodenständigen Fangemeinde zu verdanken. Verglichen mit manch gleich schwerem Zwergpinscher oder Toy Terrier kommt er mir mehr wie ein“ richtiger Hund“ vor. Natürlich weiß man nicht, ob dies auch so bleibt, wenn die Rasse erst einmal die Weihen einer offiziellen Anerkennung und das Interesse eines breiteren Publikums erreicht hat. Viele der spanischen Fans wünschen sich die internationale Anerkennung ihrer Rasse, momentan scheint sie aber noch nicht in greifbarer Nähe zu sein.

Interessanterweise gibt es bereits eine deutschsprachige Homepage über den Ca Rater. Viele Mallorca-Reisende haben sich einen kleinen, schwarzroten Hund mit nach Haus genommen, der ihnen entweder als Rater verkauft wurde oder den sie aus einem der lokalen Tierheime geholt haben. Da aber oft kein Unterschied gemacht wird, solange der Hund klein, kurzhaarig und schwarzrot oder dreifarbig ist, bezeichnet man alle möglichen Hunde dieses Typs als Rater (so wie in der Schweiz ein dreifarbiger Hund mit Schlappohren ein Sennenhund ist oder in Deutschland ein stockhaariger Hund mit Stehohren ein Schäferhund).
Äußerliche Rassemerkmale sind sein kurzes Fell in schwarz-rot oder (seltener) in braun-rot, mit oder ohne weiße Abzeichen. Die mittelgroßen Stehohren sind ein weiteres Markenzeichen und möglicherweise ein Hinweis auf sein Podenco-Erbe. Die Rute wird in Spanien leider noch bis auf den letzten Wirbel kupiert, es gibt auch Welpen, die schwanzlos auf die Welt kommen. In der Auflistung der Rassemerkmale steht zu lesen, dass manche Welpen mit einer zurückgebliebenen Rute geboren werden, die schließlich abstirbt und abfällt. Von einem solchen Phänomen habe ich allerdings bei noch keinem Hund gehört und betrachte dies eher kritisch als „Mythos“.

Alle Fotos (c) Anna Laukner

 

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