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Kurzportrait


Der Podenco Ibicenco

 


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Der Podenco Ibicenco
von Dr. Anna Laukner

Ibiza, viele Hundefreunde wissen es gar nicht, hat eine eigene Hunderasse. Wie Anubis sieht er aus, der Podenco, hat die Ausstrahlung einer Sphinx und jagt wie der Teufel.

Der traditionelle Podenco Ibizas
Die Ibizenkos sind stolz auf ihre Hunde. So stolz, dass sie es nicht einmal ihren nächsten Nachbarn, den Mallorquinern, zugestehen wollen, über die Zucht dieser Hunde zu entscheiden. Warum schließlich heißt die Rasse „Podenco Ibicenco“ oder – auf Katalan - „Ca Eivissenc“?

Nun reicht es, sagten also die Podengueros Ibizas, die sich in der „Societat d'es Podenc Eivissenc d´Eivassa i Formentera“ zusammen geschlossen haben und riefen zu einer Kampagne auf, die zum Ziel hat, das Zuchtbuch der Rasse von Mallorca nach Ibiza zu holen und den Podenco Ibicenco so zu erhalten, wie sie ihn von ihren Vätern und Großvätern kennen. Die hatten bereits 1930 richterlich bestätigen und festhalten lassen, dass die Rasse „Podenco Ibizenco“ und nicht „Podenco Mallorquin“ heißt!
Soweit sie sich zurück erinnern können, jagen die Einwohner Ibizas mit diesen Hunden. Vor allem Kaninchen, die es auf den Balearen im Überfluss gibt. Und da Ibiza viel hügeliger und bewaldeter ist als
Mallorca, hat sich hier der Urtyp der Rasse erhalten: drahtige, wendige Podencos von durchschnittlich 55 Zentimeter Schulterhöhe.


Ausstellungsstand des Podenco Ibicenco Klubs auf Ibiza.

Im Gegensatz dazu sieht der Podenco Ibicenco, der auf Mallorca gezüchtet und auf den urbanen Hundeausstellungen des Kontinents vorgeführt wird, viel mondäner aus: durchschnittlich zehn Zentimeter höher, mit einem eleganten Fahrgestell und einer so langen, biegsamen Rute, dass er einen Geparden vor Neid erblassen ließe. Diese großen Hunde sind passable Jäger in den Ebenen Mallorcas und des Festlandes, wo sie mit Riesensprüngen dem Wild nachsetzen. Außerdem, und dies wird den Hobbyzüchtern ohne Jagdpassion vorgeworfen, werden sie wegen ihrer Eleganz und Größe im Showring bevorzugt.

Ein Fest zur Erhaltung der Rasse
Und damit der Podenco Ibicenco, dessen Vorfahren von den Phöniziern und Karthagern aus dem alten Ägypten mit auf die Balearen gebracht worden sein sollen, nicht den Weg eines verweichlichten und degenerierten Schönlings nimmt, wie es schon bei so mancher ehemaligen Jagdhundrasse passiert ist, organisieren die Jäger Ibizas seit 2001 alljährlich ein Championat, bei dem die Podencos ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen.
Podencos fangen Kaninchen mit dem Maul (al diente), das Jagdgewehr bleibt zu Hause. In vielen europäischen Ländern ist diese Form der Hetzjagd aus Tierschutzgründen verboten, in Spanien
ist sie uralte Tradition.
Der Podenco Ibicenco ist übrigens nicht die einzige Podenco-Rasse der iberischen Halbinsel: Man kennt den Podenco Andaluz und den Maneto des spanischen Festlandes, den Podenco Portugues in drei Größen und zwei Haarvarietäten und den Podenco Canario.


Warten auf den Einsatz im Ausstellungsring.

Gestartet wird das Championat auf Ibiza bei Morgengrauen; welche Hundegruppe bis zum Zwölfuhrläuten die meisten Kaninchen fängt, hat gewonnen. Am Nachmittag werden die Hunde dann im Festsaal des Kongresszentrums ausgestellt, und am frühen Abend die Sieger geehrt.
Mit rührendem Engagement haben die Podenco-Freunde, meist einfache Bauern, Informationsstände eingerichtet, neben denen in kleinen Gehegen lebende Kaninchen, Rebhühner und Fasane
gezeigt werden. Unterschriftenlisten liegen aus, in die sich jeder eintragen kann, der die Gesellschaft dabei unterstützen will, das Zuchtbuch von Mallorca nach Ibiza zu holen. Die „Affectionados“ tragen alle die gleichen T-Shirts, die zur Feier des Championats mit dem Foto eines Podencos bedruckt wurden.
Fast zeitgleich lief 2002 auf Ibiza übrigens auch eine Ausstellung über die Hunderasse. Zu sehen waren Bilder, Skulpturen und Fotos einheimischer und ausländischer Künstler. Abgerundet wird die sehenswerte Sammlung durch Bücher über die Rasse, alte und aktuelle Zeitungsberichte und Kinderzeichnungen. Initiiert wurde die Schau von ADDA, einer spanischen Tierschutzvereinigung. Aus allen Werken spricht eindeutig die Bewunderung für diese gleichzeitig urwüchsige und elegante Hunderasse.


Podenco Ibicenco "Affectionados".

Licht und Schatten
Nicht nur der ibizenkische Podenco soll mit diesen Veranstaltungen in besseres Licht gerückt werden, sondern auch sein Herr.
Seit sich vor allem deutsche Residenten und Hundefreunde über die Umstände mancher Podenco-Haltung echauffieren, fühlen sich die ibizenkischen Jäger und Podenco-Züchter von den Ausländern angegriffen. Tatsächlich neigen viele gutmein
ende Tierschützer dazu, alle Spanier pauschal als tierfeindlich und grausam ihren Hunden gegenüber zu verurteilen.
Natürlich gibt es auch unter den ibizenkischen Podenco-Züchtern schwarze Schafe. Die meisten aber lieben ihre Hunde auf ihre Weise und verehren sie zudem als nationales Kulturerbe. Und so gerät es beinahe schon zu einer Inselposse, mit welch mitunter naiver Entrüstung sich die Podencoschützer gegen die jahrhundertealte Tradition der Podengueros auf die Hinterbeine stellen und dabei ganz übersehen, dass gerade die harte Auslese der zähen und robusten Tiere den Podenco zu dem resistenten und genügsamen Arbeitstier gemacht hat, das er heute ist und das seine ibizenkischen Anhänger auch so unbedingt und verständlicherweise erhalten möchten.

Der Podenco, und das ist in diesem Zusammenhang besonders interessant, soll die einzige Hunderasse sein, die nicht an der Leishmaniose (einer gefürchteten, durch die Sandmücke übertragbaren Krankheit) erkrankt.
Da dies ein Resultat generationenlanger, strenger Selektion (durch die Natur und durch den Menschen) ist, scheinen die Bemühungen der Ibizenkos mehr einzuleuchten als die zu sentimentaler Tierschützer und der Schönheitszüchter.
Diejenigen Tierschützer und Podencofreunde, die sich schon seit vielen Jahren mit dem Podenco und seiner Geschichte beschäftigen, versuchen, durch Aufklärung mit den Einheimischen zusammen die Lebensbedingungen für die Tiere zu verbessern und auch die offiziellen Stellen für die Bedürfnisse der einzigen ibizenkischen Hunderasse zu sensibilisieren. Wer weiß, vielleicht wird dann auch der Traum eines „Reservates“ für alte, nicht jagdtaugliche und verstoßene Podencos Realität werden?

Einen Podenco an eine mit dieser Rasse unerfahrene Person, womöglich noch in eine Wohnung nach Deutschland zu vermitteln, geht in vielen Fällen schief.
Vor allem die Hunde, die aus jagdlicher Zucht und Haltung kommen, lassen sich nicht mit dem Pudel-Cocker-Mix aus dem Tierheim vergleichen, auch nicht mit einem Whippet aus deutscher Liebhaberzucht.
Der Podenco besitzt einen sehr starken Freiheitsdrang, er ist unabhängig und schließt sich nicht jedem Menschen an, nur weil er von ihm sein Futter und ein schönes Plätzchen auf dem Sofa bekommt. Er kommt mit knapper, sogar karger Ernährung aus, ist hitzeunempfindlich und verträgt dafür feuchte Kälte schlecht. Da dies ein Resultat generationenlanger, strenger Selektion (durch die Natur und durch den Menschen) ist, scheinen die Bemühungen der Ibizenkos mehr einzuleuchten als die zu sentimentaler Tierschützer und der Schönheitszüchter.
Ist jedenfalls die unmaßgebliche Meinung einer Bewunderin des ibizenkischen Podencos.

Alle Fotos (c) Anna Laukner

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