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Der Pachón Navarro (Old Spanish Pointer)

 


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Der Pachón Navarro (Old Spanish Pointer)
Von Sabine Middelhaufe

Pachón bedeutet im Spanischen "Vorstehhund", und der Name Pachón Navarro bezeichnet folglich den Vorstehhund aus Navarra, eine alte Rasse mit wechselhafter Geschichte, die bei den Jägern ihres Ursprungslandes seit den 1970er Jahren langsam aber stetig wieder an Popularität gewinnt, ausserhalb Spaniens jedoch kaum bekannt ist, obwohl Pachón Navarro Blut in den Ahnen vieler moderner Vorstehhunderassen fliesst.
Über die Entstehung des Pachón Navarro, auch bekannt als Old Spanish Pointer, Perdiguero Navarro, Navarro Pointer und Pachón de Vitoria kann man nur sehr wenig mit Gewissheit sagen; als sicher gilt, dass es sich bei seinen Vorfahren um Bracken handelte, die bereits im frühen Mittelalter auf der Iberischen Halbinsel verbreitet waren. Manche Autoren nennen ganz explizit den Sabueso, einen spanischen Laufhund, und den Pachón Iberico als Urahnen des Pachón Navarro. Andere ziehen die Talbot Bracke und die Südlichen Bracken in Erwägung und sehen das 12. Jahrhundert als die Entstehungszeit des Old Spanish Pointer, der ihrer Ansicht nach das wichtige Bindeglied zwischen dem autonom suchenden Laufhund und dem Jagdhund, der in der Nähe seines Herrn und in dessen Schussweite arbeitet, darstellt.
Der britische Kynologe Stonehenge schrieb 1859: "Der antike spanische Vorstehhund ist heute nur noch sehr selten anzutreffen, aber er ist zweifelsfrei die Grundlage aller existierenden Rassen. Man geht allgemein davon aus, dass dieser spanische Hund von den Bracken abstammt, von denen eine die Vorstehanlage zeigte, ein Fähigkeit, die dann ermutigt und züchterisch fixiert wurde..."
Übrigens gab es den Pachón als kurz- und langhaarige Variante, wobei die letztere wegen der seidigen Textur ihres Fells auch als "sedenos", "Seidige" bezeichnet wurde.

Hunde vom Typ des ursprünglichen Pachón Navarro führten ihrerseits zur Entstehung anderer Rassen, etwa des Perdigueiro Português, wahrscheinlich im 12. Jahrhunderts, und des Perdiguero di Burgos, Anfang des 16. Jahrhunderts. Die früheste Einfuhr spanischer Vorstehhunde nach England erfolgte wohl erst nach 1700, um die Zeit, als die britischen Truppen von ihren Kämpfen im spanischen Erbfolgekrieg zurückkehrten. Man vermutet, dass Offiziere, begeistert von den Vorstehern Spaniens, diverse Exemplare mit nachhause nahmen.
Es gibt Hypothesen, nach denen entstand auch der kurzhaarige deutsche Vorstehhund aus der gezielten Verpaarung von Pachón Navarro, Foxhound und lokalen deutschen Spürhundschlägen.
"Bis zu der Zeit, als die Feuerwaffen begannen, populär zu werden, waren Setter und Spaniels dafür verwendet worden, Wild zu finden und Vögel in die Netze zu treiben," erläutern Edmondson und Robertshaw in ihrem Buch "The Pointer", "doch als man den spanischen Vorstehhund besser kennen lernte, kam man scheinbar zu dem Schluss, dass er allein fähig sei, Wild fürs Gewehr zu finden. Der spanische Pointer war ein äusserst langsamer aber akurater Arbeiter, was in der Ära des Steinschlossgewehrs auch notwendig war. (..) aber mit der fortschreitenden Entwicklung der Gewehre nahm auch das Jagdtempo zu, und es wurde offensichtlich, dass man einen schnelleren Hund brauchte..." So schufen die Briten aus dem spanischen Pachón durch Einkreuzung von Greyhound und auch Foxhound, wie Stonehenge 1859 bestätigte, die Rasse, die 1800 offiziell den Namen Pointer erhielt, und schon zu jener Zeit nicht nur perfekt für die rasante, weite Suche und das Vorstehen geeignet war, sondern als neue Qualität ausserdem die Bereitschaft zum Sekundieren mitbrachte.

Ins 18. Jahrhundert fällt freilich auch der Import des Perdigueiro Português, des portugiesischen Vorstehhundes nach Grossbritannien, und auch er wird von seinen Anhängern als direkter Vorfahr des englischen Pointers bezeichnet. Wie erinnerlich war der Perdigueiro Português selbst aus dem Pachón Navarro entstanden, weshalb kein Zweifel bestehen kann, dass das Blut des Pointers ursprünglich blau und spanisch war.
So sehr sich die Köpfe dieser drei Rassen, quadratisch und mit konvergenter Schädel-Schnauzen Linie, auch heute noch ähneln, wurde beim Perdigueiro ebenso wie beim englischen Pointer eine Besonderheit schnell eliminiert, die den Pachón hingegen von jeher kennzeichnete, gemeint ist die Spaltnase, die er nur mit zwei anderen Hunderassen der Welt teilt, nämlich dem von ihm abstammenden Andean Tiger Hound, der sich in Südamerika entwickelt hat, und dem türkischen Vorstehhund oder Catalburun. Allerdings ist die "Doppelnase" nur bei letzterem noch ein strikt gefordertes Rassemerkmal, während viele spanische Jäger den Pachón mit normaler Nase bevorzugen. Die Spaltnase war früher wohl deshalb erwünscht, weil man eine damit verbundene, erhöhte Riechleistung des Hundes vermutete. Inzwischen hat man freilich festgestellt, dass es keine wissenschaftlichen Beweise gibt, die diese Vermutung bestätigen würden.
Täntzer beschreibt 1734 den Vorstehhund als üblicherweise weiss mit braunen Abzeichen, Platten oder Tupfen, "und je grösser und kräftiger der Hund, desto besser, damit er die Witterung sehr hoch nehmen kann, denn Vorstehhunde müssen immer mit der Nase hoch in der Luft jagen."
Diese Jagd mit edlen Hunden war natürlich fast überall in Europa bis ins 19. Jahrhundert hinein den Adligen und Wohlbetuchten vorbehalten, so auch in Spanien, wo sich die Privilegierten vor allem im Norden des Landes für den energischen, entschlossenen Arbeitsstil des unermüdlichen Pachóns begeisterten, der mit einer hervorragenden Nase und dem ausgeprägten Wunsch ausgestattet war, seinem Meister zu gefallen.

Erst der politische und soziale Wandel öffnete die Jagd, zumindest auf Niederwild, auch dem einfachen Mann, dem es nun ebenfalls möglich war, einen Vorstehhund zu halten.
Doch obwohl der Pachón Navarro von der 1911 ins Leben gerufenen Real Sociedad Canina Central (RSCC) als eigenständige Rasse anerkannt wurde, erlebte er im Laufe des 20. Jahrhunderts einen ähnlich rapiden Niedergang wie andere europäische Rassen bzw. Schläge. Sicher war in Spanien der Bürgerkrieg mit ein Grund, aber wie in anderen Ländern schoben sich auch dort alsbald zwei britische Rassen in der Beliebtheit unaufhaltsam voran: der moderne englische Pointer nämlich und der Englische Setter. Die veränderten jagdlichen Gegebenheiten und vielleicht auch das menschliche Streben nach "schneller, grösser, besser" führte rasch zur Bevorzugung dieser beiden Spezialisten mit der atemberaubend schnellen, eleganten und weiten Suche gegenüber dem gewissenhaften aber eher behäbigen einheimischen Hund.
So wundert es nicht, dass der Pachón Navarro in den 1970ern als fast ausgestorben galt. Wie so oft in der Geschichte von Hunderassen erfolgte die Rettung in letzter Minute, indem ein paar wenige treue Fans aus Navarra und Alava es auf sich nahmen, quer durch Spanien zu reisen, um die wenigen noch vorhandenen, typischen Vertreter des Pachóns zu finden, und für die "Renaissance" der Rasse zu verwenden. Insbesondere Manuel Contera und seinem Sohn Dr. Carlos Contera (Zwinger „Alajú“ in Guadalajara) sowie Juan Estevez aus Pamplona und einigen ihrer Freunde ist es zu verdanken, dass der Pachón Navarro nicht längst der vollendeten Vergangenheit angehört, sondern heute ein bescheidenes aber wohl gesichertes Plätzchen unter den Vorstehrassen in Spanien gefunden hat.

Dies in erster Linie, weil die moderne Zucht entschieden leistungsorientiert ist. Wichtig ist nicht, dass der Pachón eine Spaltnase hat, sondern dass er eine gute Nase hat, die ihm erlaubt, die Witterung von Feder- aber auch Haarwild zu finden, ganz gleich, in welchem Gelände Fasan oder Kaninchen sich drücken. Bei der Suche präsentiert sich der Pachón übrigens wie eh und je als Traber, der nur in bestimmten Situationen kurzfristig in Galopp fällt, und das Terrain gelassen und mit grösster Sorgfalt durcharbeitet, wobei er willig die Verbindung zum Führer hält, dem er durch Körperhaltung und die typische Anspannung in der Vorstehposition ganz deutlich vermittelt, wo sich das Wild befindet. Selbstverständlich apportiert er auch zuverlässig. Eine weitere vorteilhafte Eigenschaft der Rasse ist, neben dem ruhigen, freundlichen Wesen, ihre Verträglichkeit mit Artgenossen, was die Jagdausflüge in der Gruppe erst ermöglicht.
Der Pachón Navarro ist bisher zwar nicht von der FCI, jedoch seit 2004 von der spanischen FCI Unterorganisation RSCE anerkannt. Der provisorische Standard beschreibt ihn als kräftigen Hund mit breitem Kopf, quadratischem Fang und ausgeprägtem Stop. Die Widerristhöhe liegt zwischen 48 und 60 cm, das Gewicht bei 20-30 kg. Die Haut des Pachón ist fest anliegend, das Haar kurz, glatt und hart. Erlaubt ist eine grosse Auswahl von Farben, wobei weiss-orange und weiss-leberbraun besonders häufig sein. Das Fell darf ein,- zwei- und dreifarbig sein und besteht häufig aus farbigen Platten und kleinen Tupfern ("Schimmel") auf weissem Grund.

Fotos 1, 4: Carlos Contera, Zwinger „Alajú“, www.pachonnavarro.com , Fotos 2, 3, 5: Marquez.

> Züchterinterview Pachón Navarro

 

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