Kurzportrait
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Der Irish Red and White Setter (Gadhar Bàn Rua)(1) Die Geschichte der Setter lässt sich auch im 17. Jahrhundert weiterhin über Gemälde verfolgen, (die umfassendste Sammlung von Bildern rot-weißer Setter befand sich im heute zerstörten Rossmore Castle) und nun ist es nicht mehr schwer, in den weißen Hunden mit den großen roten Flecken eine starke Ähnlichkeit mit dem modernen Irish Red and White Setter zu sehen. Aber kann man schon von einer echten Rasse sprechen? Nein, denn die Hunde auf den Gemälden ähneln beispielsweise auch dem English Setter, und es ist zu berücksichtigen, dass die ersten Pedigrees zwar schon im 18. Jahrhundert auftauchten, aber erst nach 1800 Hunde entstanden, die nicht nur auf jagdliche Anlagen sondern auch auf eine bestimmte Morphologie hin selektiert wurden. |
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Oben: Irish Setter Eddy und Kevin (Foto, Z. u. B.: Frauke), unten und Startfoto: Irish Red and White |
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Das Gemälde "The Fourth Earl of Pembroke and Family" von Van Dyck aus dem Jahr 1634 zeigt einen roten Jagdhund, der dem heutigen Irish Red Setter ähnelt, allerdings bedeutet das nicht viel. Obwohl das moderne kollektive Bewusstsein den irischen Setter mit dem schönen Hund mit langem, feuerrotem Haarkleid gleichsetzt, spricht vieles dafür, dass der Irish Setter anfangs in der Tat rot-weiß war.
Colonel Millner erklärt in seinem 1924 erschienen Buch, dass der rot-weiße Setter ein direkter Nachkomme des rot-weißen Spaniels sei, während der rote Setter seinerseits vom gescheckten Setter abstamme. Auch Laverack schreibt in dem kleinen Kapitel das er dem Irish Setter widmet:" Es gibt irische Setter von anderer Färbung, blutrot-weiß nämlich, von denen einige Leute behaupten, sie hätten ältere Wurzeln und grössere Widerstandskraft als die roten Setter. Diese beiden Settervarianten (...) bringen Welpen beider Farbschläge hervor, was offensichtlich beweist, dass diese Hunde zur selben Familie gehören." In einem anderen Buch, "A Survey of Early Setters", schreibt Leighton Boyce, dass die Schaffung eines homogenen roten Haarkleids aus einem rot-weißen Fell die Einkreuzung schwarzer Hund mit ähnlicher Morphologie mit sich gebracht hätte. Laverack berichtet von Irish Settern mit schwarzem Fell und von schwarzen Welpen aus roten Eltern, in klarem Kontrast zur Feststellung anderer zeitgenössischer Züchter, dass jeder Irish Setter mit Spuren von schwarz unrein sei. Dessen ungeachtet können noch heute Irish Red Setter Welpen mit weißen Flecken an Brust und Pfoten fallen, obwohl beide Eltern kein Weiß zeigen, und es gibt durchaus Geschichten, die von schwarzen Settern aus rein roten Eltern berichten. |
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Links Irish Setter, rechts Gordon Setter. (Foto: Elisabeth Smat) |
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Im 18. Jahrhundert schien sich die Rasse auf grund der geografischen Isolation in "regionalen" Typen zu entwickeln, aber eines war klar, die Farbe rot-weiß nämlich. Die Grundfarbe war damals dasselbe Perlweiß, das wir noch heute sehen, und das Rot konnte in grossen Platten vorhanden sein, oder mit weißen Tupfen durchsetzt, eine Farbkombination die man "shower of hail" nennt, oder die Platten fehlten ganz, so dass das Weiss überwog oder in manchen Fällen das Rot.
Von Spekulationen einmal abgesehen ist klar, dass es die einzelnen Züchter waren, die das Haarkleid gemäss ihrer Präferenzen selektierten. Der eine widmete sich dem Rot-Weiß, der andere dem reinen Rot, und natürlich gab es auch diejenigen, denen die Farbe gleichgültig war, solange die Zuchttiere nur zu den besten Gebrauchshunden zählten. Unter den Persönlichkeiten, die die ersten züchterischen Schritte des Irish Setter in Irland selbst lenkten, muss die Familie Mahon (County Galway und Mayo) genannt werden, die sowohl rot-weiße als auch rein rote Hunde besass. Aus ihren Archiven (mit Dokumenten aus den Jahren von ca. 1760 bis ca. 1840) geht hervor, dass die roten Setter selten waren, grösser als die vergleichbaren rot-weißen und schwerer auszubilden. Unter den Mohans hob sich der Reverend H. Mohan (1750-1838) hervor, Züchter rot-weißer Setter, deren Blutlinie "Ahascragh" hieß. Jasin Hazard und der Earl of Enniskillen (County Fermanagh), zwei Zeitgenossen Mohans, züchteten hingegen ausschließlich rote Setter. Unter den Züchtern der rot-weißen sei unbedingt die Familie Rossmore von der Isle of Aran erwähnt, die sich dieser Setter für Jahrhunderte annahm (18.- Anfang 20. Jh.) und auch bei der modernen "Wiederentdeckung" des Irish Red and White eine Schlüsselrolle spielte. Die Setter der Rossmores sind unter dem Namen Aran Setters bekannt, und es gilt als wahrscheinlich, dass sie die ersten Irish Red and Whites waren. |
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Bedenkt man die damaligen Zeiten klingt es fast unglaubwürdig, dass es unter all den Männern auch eine "Mutter" des rot-weißen Setters gab, Miss Lidwell nämlich, von der selbst Laverack berichtet und ihre Hunde lobt.
1790 besaß Miss Lidwell zwei Rüden, Old York und Young York sowie die Hündin Stella. Die Blutlinie, die Miss Lidwell züchtete war circa 50 Jahre alt und ging auf die Hunde von Reverend Stubber und Mr. O'Connor (Mount Pleasant) zurück. Natürlich gab es viele andere begeisterte Züchter und Jäger-Besitzer des Irish Red and White, die in zahlreichen Texten zitiert werden, deren Namen und Details wir hier aber ausklammern wollen, um den Leser nicht zu langweilen. Sie alle lobten diese grossartige Rasse und ihre jagdlichen Fähigkeiten, und während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts schienen die rot-weißen zahlenmäßig gegenüber den rein roten Settern zu überwiegen. Das sollte sich allerdings sehr bald ändern. 1863 fand in Dublin eine Hundeausstellung, die Rotunda Show statt. Sowohl Irish Red and White als auch Irish Red Setter waren gut vertreten. Doch von nun an sorgte das wachsende Interesse an Ausstellungen und damit einer vorwiegenden Bewertung der Morphologie und weniger der Jagdanlagen dafür, dass die roten Cousins die Oberhand gewannen und der Rückgang der rot-weißen Setter begann. Manche Autoren geben auch den Amerikanern die "Schuld" an dieser Entwicklung: dank des starken Dollars und ihrer Bevorzugung des unbestreitbar aufsehenerregenden feuerroten Setters, nahm die Nachfrage am Irish Red immer mehr zu, während der zweifarbige immer weniger Interesse fand. Aber lassen wir die Amerikaner mal beiseite - der Irish Setter ist nicht der |
einzige Rote Irlands: er teilt diese Farbe mit dem Irish Water Spaniel, dem IrishTerrier und den unzähligen Männern und Frauen mit rotem Haarschopf. Wenn also der rote Setter auf grund "ästhetischer" Erwägungen bevorzugt wurde - und es gibt durchaus Menschen die sagen, dass sie sich nichts Schöneres vorstellen können, als einen rubinroten Hund über eine smaragdgrüne Ebene galoppieren zu sehen - dann gehen diese Erwägungen meiner Meinung nach eher auf die Iren selbst als auf die Amerikaner zurück. |
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Ayala Aristokrat (Foto u. B.: Frank und Sibille Hildebrandt) |
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Die beiden Setter irischen Ursprungs unterschieden sich nicht nur in der Fellfarbe, sondern auch in Morphologie, Temperament und Jagdanlagen: der rot-weiße war weniger fein strukturiert und langsamer, dafür aber widerstandsfähiger und einfacher auszubilden.
Wie gesagt war die Rasse dabei, zu verschwinden; einige Anhänger führten die Zucht zwar weiter und brachten hervorragende Hunde hervor (z.B. Mr. Coopers Wrestler), auch wurden ein paar rot-weiße nach Frankreich exportiert und dort weiter gezüchtet, (allerdings unter der Bezeichnung schottische Setter von der Insel Aran, von wo die Rossmore Red and White Setter stammten), doch die Zahl der Tiere war gering, ihre Teilnahme an Field Trials nahm ebenfalls ab, und ohne Standard und offizielle Anerkennung sah die Zukunft nicht gerade rosig aus. An dieser Stelle übernahm der Reverend Noble Houston die Zügel. Er wohnte im nordirischen Bally Na Ninch, nicht weit von der Familie Rossmore entfernt, mit der er eng verbunden war. Aus dem 1. Weltkrieg heimgekehrt, begann er in den 20er Jahren, unterstützt von seinem Cousin Dr. Eliott, von neuem rot-weiße Setter zu züchten, wie er es schon Ende des 19. Jahrhunderts getan hatte. Der Reverend beschloss, Paarungen und Würfe im Gemeinderegister festzuhalten, wählte die Zwingernamen Eldron und Balla Na Ninch und registrierte seine Setter ausserdem beim Irish Kennel Club. In den 20er bis 40er Jahren brachte er zahlreiche hochwertige Hunde hervor, von denen einige nach England, Spanien und USA exportiert wurden. Doch ungeachtet des Einsatzes von Reverend Houston waren die rot-weißen |
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noch keineswegs sicher, denn kaum jemand interessierte sich für den Fortbestand dieser wunderbaren Hunde, bis eines Tages eine junge Genetikstudentin der Universität Dublin zufällig auf eine übel zugerichtete kleine Setterhündin stiess. Man schrieb das Jahr 1940, die Studentin hiess Maureen Clark (besser bekannt unter dem Namen Maureen Cuddy, den sie nach ihrer Heirat trug) und die Setter Hündin bekam den Namen Judith Cunningham of Knockalla. Maureen erkannte bald, dass sie eine Irish Red and White von guter Qualität vor sich hatte und kontaktierte Reverend Houston, der ihr einen geeigneten Rüden für Judiths Welpen empfahl. So entwickelte Maureen Cuddy unter dem Zwingernamen Knockalla ein Zuchtprogramm das Judith quasi zur Mutter der modernen rot-weißen Setter machte. Nur wenig später, im Jahr 1944, gründeten Mrs Cuddy und der Reverend den Irish Red and White Setter Club und gaben der Rasse einen Standard. Ein Ziel des neuen Vereins war es, ihre Mitglieder zu einer bewussten Zucht auf jagdliche Qualitäten zu ermutigen und darauf zu achten, ob die Richter bei Ausstellungen solche Hunde prämierten, deren Morphologie am besten für die jagdliche Arbeit geeignet war. Leider geriet die Rasse trotz alledem erneut ins Abseits und starb beinahe aus: 1965 schätzte man die Zahl reinrassiger Red and White Setter in Irland auf 16 oder 18 Exemplare. Natürlich waren viele Hunde gar nicht registriert, andere wurden mit Irish Red Settern verpaart und bisweilen fielen rot-weiße Welpen aus roten Eltern, die allerdings als "Ausschuss" von den offiziellen Dokumenten verschwanden. |
Noch einmal setzten sich Mrs Cuddy, Lord Rossmore und andere Anhänger, so etwa Father Doherty, für die Rettung "ihrer" Rasse ein, und es gelang ihnen, unterstützt vom Irish Kennel Club, erneut eine Renaissance des Irish Red and White Setters zu bewirken. Wegen der geringen Zahl noch vorhandener Hunde musste man diesmal allerdings auf fremde Blutzufuhr zurückgreifen und beispielsweise Irish Red Setter einkreuzen, die freilich Träger der rot-weißen Färbung waren. |
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am ähnlichsten. Einer der bedeutendsten Hunde für die Wiedergeburt des Red and White war Harlequin of Knockalla aus der Zucht von Mrs Cuddy, der 1980 auf der Crufts Show vorgeführt wurde. Harlequin bewirkte ein enormes Interesse an seiner Rasse, und es begannen Anfragen aus England zu kommen, wo sich die Liebhaber des rot-weißen Setters freilich vor allem der Zucht für die Ausstellungen widmeten. Der Irish Kennel Club erkannte die Rasse 1984 offiziell an; die FCI im Jahre 1989. Heute hat der Irish Red and White Setter eine gute Verbreitung nicht nur in Irland und England, sondern auch in anderen europäischen Ländern, in den USA und Kanada, Australien, Neuseeland und Südamerika. In Italien gibt es bisher nur einen von der FCI und ENCI anerkannten Zwinger: United Spots von Fiorella Mathis in Rom. Da der rot-weiße Ire in Italien noch keinen echten Arbeitsstandard hat, wird er zusammen mit und gemäß dem Standard des Irish Red Setters bewertet, obwohl er sich in Morphologie und Stil von diesem unterscheidet. |
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