Der Harrier Geschichte und Verbreitung |
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Mit dem Aufkommen der Jagd zu Pferd veränderte sich der Harrier körperlich und jagdtechnisch. Und das bringt uns zu den unterschiedlichen Vermutungen über die züchterischen Eingriffe zwecks Anpassung und Fixierung der Rasse im Laufe der Zeit. |
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Tatsächlich sind Harrier in England seit langem im Besitz von Jagdvereinigungen, den „hunts“, und ihre Eintragungen wickelt die 1891 gegründete Association of Masters of Harriers and Beagles ab, die die Hunde jedoch nicht einzeln sondern für jede neue Jagdsaison als Meute registriert. |
Während der Kolonialzeit verbreitete sich der Harrier in vielen anderen Ländern, so etwa in Nordamerika. Bei der allerersten Kennel Club Show 1877 wurden zwei Harrier vorgeführt und er war auch eine der ersten Rassen, die 1885 in das Stammbuch des AKC eingetragen wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in den USA noch etliche Harrier Meuten; bedauerlicherweise verschwand die letzte gegen Ende der 60er Jahre. Obwohl der Harrier in Amerika seine treuen Anhänger hatte und hat, war er zahlenmäßig nie sehr stark vertreten, wahrscheinlich weil er auch in jüngster Vergangenheit als Familien- und Ausstellungshund nie besonders populär wurde. Die jährlichen Eintragungen im gesamten Gebiet der Vereinigten Staaten gehen selten über 7 Würfe mit insgesamt rund 30 Welpen hinaus. Dennoch sind die allermeisten Rassevertreter in den USA heute reine Begleithunde und nur einige wenige werden von Kaninchenjägern verwendet, da sie sich wegen ihrer enormen Schnelligkeit hervorragend bewähren. Der Harrier Club of American (HCA) wurde erst 1992 in Pennsylvania gegründet und darf dank seiner Anerkennung durch den American Kennel Club seit 1999 Spezialzuchtschauen ausrichten. Gegenwärtig zählt der Harrier in den Vereinigten Staaten zu den seltenen Rassen. |
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In Deutschland existierte bereits Anfang des 19. Jahrhunderts, um genau zu sein zwischen 1815 und 1866, die Königliche Hannöversche Meute aus Harriern, und bis zum 1. Weltkrieg bestand sogar fast die Hälfte aller deutschen Meuten aus dieser Rasse. Derzeit gibt es leider nur noch eine Harrier Meute, deren Tiere irischen und englischen Ursprungs sind, und zwar beim Schleppjagdverein Böhme e.V. , der sie, wie der Name schon verrät, ausschliesslich und wie in Deutschland einzig möglich für die „drag hunt“, also die Schleppjagd verwendet. |
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In der Tat sind die sechs geforderten Qualitäten eines Harriers: |
Die Ausbildung der jungen, eben entwöhnten Harrier, die übrigens im Frühling geboren werden, beginnt freilich nicht in der Meute sondern beim „Puppy walker“, einem Bauern oder einer anderen Privatperson, die innerhalb des Jagdgebiets der Meute lebt und zeitweise einen oder zwei Welpen übernimmt. Aufgabe des Betreuers ist es, den Welpen an seinen Namen zu gewöhnen, aber vor allem an all die Dinge, denen er später, wenn er in der Meute läuft, begegnen wird: Katzen, Hausgeflügel, fremde Menschen, Fahrzeuge und all die Geräusche die zum modernen Leben dazu gehören. Der „huntsman“ wird den Welpen in dieser Zeit regelmäßig besuchen, schauen, wie sich der Kleine entwickelt und ihn mit etwa 6 Monaten, also im Herbst/Winter zurück in den Kennel holen, wo er wieder in die Meute eingefügt wird.
Im folgenden Frühjahr laufen die jungen Harrier dann erstmals bei den meist täglichen Übungsausgängen in der Meute mit, lernen auf die Signale des Huntsman zu reagieren und werden schliesslich im Sommer durch Teilnahme an den täglichen Trainingseinheiten fit gemacht für die Jagd, bei der sie, nun ca.18 Monate alt, im Herbst schon dabei sein dürfen. Die Aufgabe des Menschen bei der jagdlichen Ausbildung von Harriers besteht hauptsächlich darin, die Hunde immer wieder auf die Spur des Hasen zu führen, so dass sie lernen, passioniert einem bestimmten Geruch zu folgen, lange bevor sie dessen Verursacher im Gelände eräugen, denn sie sollen ja nicht wie ein Windhund auf Sicht hetzen, und sie andererseits bei anfänglichen Abirrungen auf unerlaubte Spuren zu korrigieren, damit sie sich später nicht von Wildkaninchen, Füchsen, Rehen oder sonstigem Wild ablenken lassen; alles andere kann jeder Hund instinktiv allein bzw. lernt die Feinheiten von seinen älteren Meutegenossen und durch eigene Erfahrung. Das nur begrenzte Eingreifen durch den Huntsman ist auch deshalb wichtig, weil die Hunde lernen müssen, Geruchsrätsel allein zu lösen, sonst werden sie unselbständig und warten auch in der Praxis ständig auf Hilfe des Menschen. |
Jobst. |
Gerade der Hase ist ein schlaues Wild und nutzt viele Tricks, um sich und seine Nachkommen zu schützen. So setzt die Häsin ihre Jungen beispielsweise in beträchtlichen Abständen voneinander in verschiedenen Gebieten und achtet sorgsamst darauf, auf dem Wege zum Säugen ein absichtliches Geruchswirrwarr zu hinterlassen, um etwaige Räuber nicht direkt zu den Kleinen zu führen.
Auch wird der Hase, der übrigens gern auf unbeackertem aber urbarem Land sitzt, sich mit dem Hinterteil zum Wind hinlegen, so dass er sieht, was vor ihm und zu seinen Seiten geschieht und dennoch Witterung von Gefahren bekommt, die sich hinter ihm befinden. Ausserdem wird er versuchen, mit dem Wind zu fliehen, seine erstaunliche Sprungweite und seine Fähigkeit zu schwimmen nutzen. Ein ausgeruhter Hase wird in hügeligem Gelände von der Meute hoch gemacht, bergauf fliehen, wenn er schliesslich müde ist, wird er versuchen, die Verfolger durch Haken und Drehungen zu narren. Die Jagdgesellschaft versammelt sich am Jagdtag üblicherweise an einem leicht zugänglichen Meet, und von dort geht es ins Gelände; die Teilnehmer zu Pferd, die Zuschauer zu Fuss. Meutejagden gehen oft viele Kilometer über offenes Land, Äcker, Heuwiesen und Wald, mit zahlreichen Hindernissen wie Strassen, Hecken, niedrigen Mauern, frisch gepflügtem Boden usw. Doch zunächst schickt der Huntsman, den Wind im Rücken, die Meute natürlich voran, oft in einem Zick-Zack-Kurs. Mal folgen die Hunde dann nur einer frischen Hasenspur, mal wittern sie bereits ihre Beute, oder werden durch Zuruf auf den Hasen aufmerksam gemacht. |
Dank ihrer Fellfärbung sind reglose Hasen optisch kaum vom natürlichen Boden zu unterscheiden. Mancher Meister Lampe bleibt deshalb in seiner Sasse liegen, solange die Hounds nicht unmittelbar hinter ihm sind, und erst dann sprintet er heraus. Hasen fliehen ungern in fremdes Territorium und neigen eher dazu, in weiten Kreisen zu flüchten. Dabei nutzen sie sehr geschickt Herden aus Weidetieren, gedüngte Äcker und was sonst dazu beitragen kann, ihren Geruch zu verdecken, schlagen Haken, drücken sich dann kurz auf den Boden, kehren anschliessend auf der alten Route zurück, schlagen erneut einen Haken und fliehen weiter. Da der Individualgeruch des Hasen vor allem zwischen seinen Zehen produziert wird, nutzt er auch die Flucht über asphaltierte Strassen, die kaum Geruch halten. Mancher Hase ist schon für 2-3 km geradewegs einer Strasse gefolgt, und da hilft nur ein erfahrener „Strassen-Hund“ oder in Ermangelung eines solchen, die Anweisung an die Meute, sich aufzuteilen, so dass einige Hunde, am rechten, andere am linken Strassenrand laufen, bis sie schliesslich die Stelle finden, wo der Hase ins Gelände abgebogen ist. Und auch die Natur kommt ihm zu Hilfe, denn schwangere Häsinnen haben deutlich weniger Geruch und auch der erschöpfte Hase verrät sich (zumindest dem unerfahrenen Hound) geruchlich weniger, als derjenige, der gerade erst seine Sasse verlassen hat. |
Erfahrene Hunde sind die besten Lehrmeister für den Nachwuchs. |
All diese Tricks erschweren der Meute natürlich die Verfolgung, ebenso wie die vielleicht vorhandenen frischen Fährten von anderem Wild, und wenn sie offensichtlich den Hasen verloren hat, wird der Huntsman sie erneut ansetzen, und zwar stets vor dem Punkt, wo sie offensichtlich noch die Spur hatten. Geben die vorausgeschickten Hunde hier keine Anzeichen, die Spur wieder aufgenommen zu haben, geht der Huntsman davon aus, dass sich der Hase noch hinter den Hunden versteckt. Er schickt sie erneut suchen, während die „Whippers-in“ und die Begleiter ein sorgsames Auge darauf halten, wo der Hase wieder zum Vorschein kommt. Wird er wieder gesichtet, gibt der Entdecker ein Handzeichen – menschlicher Lärm ist bei der Meutejagd nämlich verpönt, und nur der Huntsman gibt der Meute mit Stimme und Jagdhorn Anweisungen; etwa mit „On, on, on!“ was die Hunde anspornt, auf der Spur zu folgen oder sich den Hunden anzuschliessen, die bereits spurlaut dem Hasen folgen, oder mit „Leave it!“, um sie von einer verbotenen Verfolgung abzuhalten.
Ein durchschnittlicher Hase mit seinen 3,5 kg Körpergewicht ist zwar anfangs schneller als der Harrier, doch der Hund hat in der Regel entschieden mehr Ausdauer. So kann die Jagd über mehr als 8 km gehen und bis zu 3 Stunden dauern. |
Irish Coffee. |
Eingedenk der enormen Schnelligkeit der Harrier Meute besteht die echte Herausforderung für die Reiter derweil darin, den Hunden auf den Fersen zu bleiben und sich nicht abhängen zu lassen!
Worin die ursprüngliche Faszination der Hasenjagd mit der Harrier Meute besteht, sagt J. Otho in seinem 1900 erschienen Buch: „Der grösste Charm dieses Sports besteht darin, den Hounds bei der Arbeit zuzusehen, und wenn man stattdessen ständig eingreift, verpasst man nicht nur viele clevere Versuche des Hasen zu entkommen, sondern auch die Qualitäten der einzelnen Hunde, die ihn auf ebenso clevere Weise erwischen. Solche Leute, für die die Harrier bloss die Begründung für einen Galopp sind, können den Sport an sich nicht mögen, und sollten deshalb lieber den Foxhounds folgen.“ Es gibt wohl keine andere Form der Jagd, die mit so vielen Traditionen und Reglements verbunden ist, wie die Meutejagd. So gilt beispielsweise in manchen Ländern, dass wenn ein Hase, der ja anders als das Kaninchen in keinen Bau entkommen kann, doch irgendwo Unterschlupf findet, aus seinem Versteck gezwungen werden darf, aber von der Meute erst dann wieder verfolgt wird, wenn er genügend Vorsprung hat. Die englische Association of Masters of Harriers and Beagles hingegen verlangt, dass so ein Hase in Ruhe gelassen wird, es sei denn, seine Tötung ist aus bestimmten Gründen empfehlenswert, in welchem Falle er allerdings nicht von den Hounds heraus getrieben und getötet werden darf. Natürlich gehen die Traditionen noch weiter und beziehen auch das Verhalten der Jagdteilnehmer und ihre Bekleidung mit ein, denn Kleidung, Farben und besondere Abzeichen helfen auch, die Funktion der Person zu erkennen. |
Vielleicht ist es auch die Verwurzelung in alten Traditionen, die die Meutejagd ins Fadenkreuz der modernen Tierschützer gebracht hat? Tatsache ist, dass seit 2004 die Hasenjagd mit der Harrier Meute in England illegal ist. Derzeit, und in Erwartung einer Aufhebung des Jagdverbotes, verfolgen diese edlen Hounds die künstliche Fährte, und auch wenn sie am Ende ihrer Mission keinen lebenden Hasen mehr finden, wünschen wir ihnen doch, dass sie ihre aussergewöhnlichen jagdlichen Fähigkeiten und ihre Lust, echte Hounds zu bleiben beibehalten – statt Begleithunde zu werden, die auf dem Sofa nur noch von ihrer ehrenvollen Vergangenheit träumen können.
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Alle Fotos zeigen Hunde der Böhmer Harrier Meute
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