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Der English Setter (2)

 


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Der English Setter
Von Primo Revere

Es ist viel über diese Rasse geschrieben und gesagt worden, die bei den italienischen Jägern nun schon seit langem an der Spitze der Beliebtheitsskala steht, wie die enorm hohe jährliche Zahl der bei uns gewölften Welpen beweist.
Dass der Englische Setter mit Abstand die am meisten bekannte und verwendete Vorstehhunderasse weltweit ist, verdankt sie ganz gewiss ihren früheren Züchtern. Für jene Liebhaber der Rasse, die den Ursprung des English Setter noch nicht kennen, ist es vielleicht nützlich, wenn ich hier ihre Geschichte wiedergebe, wie sie von Marco Valcarenghi in seiner 1967 bei Fratelli Fabbri Editori erschienenen ”Enzyklopädie des Jägers” dargestellt wird.
“Die Setter gehören zur großen Familie der “épagneuls” oder “englischen Spaniels", von denen Gaston de Foix, genannt Gaston Phoebus, in seinem berühmten, 1389 verfassten Traktat “Livre de Chasse”, als erster berichtete. Das Buch wird übrigens in der Nationalbibliothek in Paris aufbewahrt.
Die Spaniels stammen von den sog. chien d’oysel ab, die de Foix im 20. Kapitel seines Werkes beschreibt. Unter chien d’oysel verstand man damals den Vogelhund, also jenen, der bei der Federwildjagd zusammen mit dem Falken oder einem anderen Beizvogel verwendet wurde. Der von Phoebus benutzte Terminus “espainholz” sollte auf ihren spanischen Ursprung hinweisen oder in jedem Falle auf ihre Herkunft von der Iberischen Halbinsel, von wo aus sie sich zunächst in Frankreich ausbreiteten und den Namen “épagneuls” annahmen, dann in ganz Europa und schliesslich auch auf die Britischen Inseln gelangten, wo sie bald als "spaniels" bezeichnet wurden. (...)


Blacky
, Bes. Giuliano Cipollini (Foto G.M.)

Durch die zunehmende Verbreitung und Perfektionierung der Feuerwaffen wurde die Funktion des Vogelhundes, die bis dahin jagdlich unbedeutend war, plötzlich wertvoll: verglichen mit dem Übereifer der Bracken, der unordentlichen und undisziplinierten Initiative der Briquets, der störrischen Eigenwilligkeit der Bassets, war dieser Vogelhund, der in der Nähe des Wildes auf dem Bauche kroch wie ein Wurm, um dann plötzlich vor dem Vogel anzuhalten, wie John Caius 1570 in seiner Abhandlung über britische Hunde schrieb, das Beste, was dem mit einem Gewehr bewaffneten Jäger passieren konnte. Caius bemerkte übrigens, dass es verschiedene Typen dieser Hunde gab. (...) Zum Ende des 18. Jh. erlebte der Einsatz von Vogelhunden auf dem europäischen Festland, trotz fortschreitender Verbreitung von Feuerwaffen, für eine Weile eine Abnahme, da die Beizjagd immer weniger betrieben wurde. (...)
Das Fehlen einer akkuraten Zucht des langharigen Vorstehhundes, die Vielfalt der Formen und Erscheinungsbilder, die vielen unterschiedlichen Typen, die es auf dem Kontinent gab, führten dazu, dass der épagneul nur in einigen Regionen dank lokaler Züchter überlebte. In Grossbritannien hingegen hatte es sich eingebürgert, dass in jedem Schloss oder jeder Grafschaft ein örtlicher Spanieltyp gezüchtet wurde, der sich von jenem der Nachbarschaft unterschied. (...) Jeder Besitzer sprach seinen Hunden die besseren Eigenschaften zu und nannte den von ihm gezüchteten Typ "Rasse", auch wenn sich diese Typen letztlich nur durch Farbe und Größe voneinander abhoben. (...)


Golia del Cazzaniga
, Bes. Giovanni Cazzaniga (Foto G.M.)

Anfang des 19. Jh. brach in England das Zeitalter der "offiziellen Kynologie" an, und mit der Präsentation der Settertypen bei Ausstellungen und Arbeitsprüfungen blieben die weniger gut veranlagten Schläge hinter jenen mit guten Jagdeigenschaften und ausreichender Resistenz zurück. In Wales existierten damals zwei sehr alte Varietäten; eine schwarz-weiss, die andere glänzend braun, beide solide konstruiert, mit kompaktem, eher quadratischem Körper. Jagdlich waren sie eifrig und ausdauernd, an die steilen, unebenen Hügel der Region angepasst. Eine weitere schwarz-weisse Varietät, schön, kraftvoll und mit langem Haarkleid, die bisweilen allerdings auch in gelb-weiss auftrat, fand man in Manchester, während es in Cumberland und Northumberland einen weiss-leberfarbenen Schlag mit dichtem, seidigem Fell, einem weichen Haarbüschel auf dem Kopf, und tiefer, breiter Brust gab, der sich über rund 150 Jahre rein erhalten hatte und vielleicht ein bisschen untersetzt und korpulent war. Im Norden Englands schätzten die Jäger einen wieder anderen Typ, der wegen seines glänzend schwarzen Fells recht selten war und sich auf Grund seiner Resistenz, Vorstehanlage, Bringfreude und Einsetzbarkeit auch im schwierigsten Gelände in der Jagdpraxis als einer der nützlichsten erwies. Dieser Schlag zeigte einen eher langen, niedrigen Körper mit leichtem Kopf, starker Vorderhand, gebeugter Hinterhand, schönem, nicht übermäßig langem und feinem Haar.
Eine weitere in England verbreitete Varietät war so alt, dass sie 1570 bereits von Dr. Caius genannt wurde; sie kam in den Farben grau-schwarz, blau getüpfelt oder gelb-weiss vor, lebte in den nördlichen Regionen des Landes und wurde von Sir Edward Laverack in Pertshire eingeführt und von ihm später in diversen Teilen Englands, der Insel Islay und Nordirland verbreitet. (...)
Der Name Setter leitet sich von dem Begriff sitting spaniel ab, wie man im 18. Jh. die Vorfahren der heutigen Setter bezeichnete, langhaarige Vorstehhunde, die beim Vorstehen eine hockende oder liegende Position einnahmen. (...) Ausschlaggebend für die Rasse, war der Impuls, den sie im 19. Jh. von zwei bedeutenden Züchtern erhielt: Edward Laverack und Purcell Llwellin. Laveracks Name ist so sehr mit der Setterzucht verbunden, dass eine Varietät noch heute seinen Namen trägt; freilich verdanken wir ihm nicht die Schaffung des Setters an sich, der schon lange zuvor existierte, sondern nur einen bestimmten Stamm von Hunden, die sowohl in Europa als auch in den USA ungemein berühmt wurden.


Fongaro's Luna
steht die Bekassine vor. (Foto: Renato Fongaro)

Laverack begann mit dem Erwerb zweier blue belton (blau gesprenkelter) Setter, Ponto und Old Moll, von Reverend Harrison, der bereits seit mehr als 30 Jahren Setter züchtete. Er machte die beiden zu den Stammeltern seines Zwingers und erzielte, weitgehend durch Inzucht, Hunde von äusserst angenehmem Äusseren und guten Jagdeigenschaften, auch wenn sie nicht sehr triebstark waren. Es heisst, Laverack habe auch versucht, Hunde unterschiedlicher Herkunft einzukreuzen, doch da er dabei keine besonderen Erfolge erzielte, kehrte er zur Verwendung seiner eigenen Tiere zurück, mit der Konsequenz, dass er zu lange nahe verwandte Hunde miteinander verpaarte. An dieser Stelle tauchte Purcell Llwellin auf. Dieser erwarb zunächst eine stattliche Anzahl Hunde von Laverack, kreuzte jedoch Setter aus Nordengland ein, nachdem er ohne grossartige Resultate zunächst Gordon und English Setter verpaart hatte. Der alte und übermäßig selektierte Stamm von Laverack Settern mit fremdem Blut wieder aufgefrischt und gestärkt, brachte Llwellin seine ersten wichtigen Erfolge, und sein Name war rasch über die Grenzen hinaus bekannt. Demzufolge wurden Setter seines Zucht nach Kanada und die in die USA exportiert, wo die English Setter noch heute fast vollständig von Llwellins Hunden abstammen. Übrigens kreuzte er auch einige Laverack Setter mit Irish Settern und brachte damit diverse Ausstellungssieger hervor.


Mirca
, Bes. Domenico Gallelli (Foto G.M.)

Llwellins Selektion beruhte vor allem auf jagdlicher Leistungsfähigkeit und nach seinem Tode fuhr William Humphrey mit diesem Auswahlprinzip fort. Humphrey hatte seine Zucht 1879 mit der Hündin Countess Bondhu begonnen, erbte jedoch nach Llwellins Tod nicht nur dessen Zwinger sondern auch die zweier anderer, ausgezeichneter Züchter, nämlich Mr Hartley und Laws Turner. William Humphrey brachte etwa 34 Setter aus den Vereinigten Staaten und Kanada zurück nach England, um die Blutlinie Llwellins zu rekonstruieren, die ihn am meisten interessierte. Er erwies sich als grosser und genialer Züchter, dem der moderne English Setter für den Jagdgebrauch in weitem Maße sein glückliches Schicksal verdankt, da Humphrey sich kaum um Ausstellungshunde kümmerte, die er auf liebenswürdige Weise schmähte. (...) Allerdings war er nicht nur ein sehr intelligenter Mann mit einer besonderen Intuition für die Zucht, sondern auch ein harter Mann. Die Setter waren seine größte Leidenschaft und er zog jeden Wurf bis zur Vollendung des ersten Lebensjahrs auf. Alsdann wurden die Junghunde für einen Monat oder mehr täglich in die Heide gebracht, um grouse zu suchen. Nach dieser Testphase wurden die guten Hunde behalten oder verkauft, je nachdem, diejenigen, die keine überzeugenden Ergebnisse erzielten jedoch eliminiert. Von seinen Settern verlangte er Schnelligkeit, aber vor allem Nase und Stil; er wollte Hunde mit schnelle, weitem, gleitendem Galopp und atemberaubenden Vorstehaktionen.


Ras
in Vorstehpose
.

Nach Italien eingeführt, fand der English Setter fähige Anhänger, die für seine Verbreitung und Wertschätzung sorgten, so wie seine ausgezeichneten ästhetischen und jagdlichen Qualitäten es verdienen. Unter ihnen war auch Giulio Colombo, eine der bekanntesten Persönlichkeiten der italienischen Kynologie, der es verstand, die Anlagen der Rasse so zu verbessern, dass die italienische Zucht des English Setter in den letzten Jahren zweifellos die beste in ganz Europa ist. (...) Der Setter hat, ungeachtet seines sanften Aussehens und des seidigen Fells, Nerven und Willen aus Stahl, ist ein äusserst schneller Galoppierer, der bei der Jagd ein beträchtliches Gelände absuchen kann. Sein Stil ist fast katzenhaft, sein Galopp gleitend, die Vorstehpose von Fall zu Fall aufgerichtet oder wie im Anpirschen erstarrt. Beim Nachziehen schleicht er voran und verschafft dem Jäger, der ihm folgt einen unglaublichen Genuss. Vielleicht etwas langsamer als der Pointer ist der English Setter doch der geschmeidigere Hund und vermutlich der vollständigere. Die weiten Ebenen und die sanften Hügel sind das Terrain, in dem er sich am besten ausdrückt, das Rebhuhn die Wildart, die ihm am besten entspricht, und doch sind seine jagdlichen Fähigkeiten auch in jedem anderen Gelände, ob Gebirge, Reisfeld oder was es auch sei, nie in Frage gestellt."


Sorsoli's Orazio
, Bes. Pierlugi Sorsoli (Foto G.M.)
.

Und nun, am Rande dieser Ausführungen eines Experten, noch eine persönliche Anmerkung: verglichen mit der Vergangenheit, als das Niveau der bei uns in Italien gezüchteten English Setter eindeutig mittelmäßig bis gering war (zumindest in Bezug auf die Ausprägung der Rasse in all ihren Einzelheiten), kann kein Zweifel bestehen, dass der Stand der Dinge sich heutzutage eindeutig verbessert hat. Noch kürzlich konnte ich bei einer Prüfung feststellen, dass gewisse Exzesse der Vergangenheit (etwa Hunde, die weit entfernt vom morfologischen Standard waren) fast völlig verschwunden und wenn vorhanden, ganz klar in der Minderheit sind. Diese neue Situation geht einerseits auf die Arbeit der Züchter zurück, andererseits auf die Handlungen des Rasseklubs, die sich mit Energie und Entschlossenheit dafür eingesetzt hat.

Text (c) Cani da Ferma e da Cerca 2013; übersetzt aus dem Italienischen von Sabine Middelhaufe mit freundlicher Genehmigung von Cani da Ferma e da Cerca


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