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Der Perdigueiro Português in den USA

 

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Der Perdigueiro Português in den USA - Interview mit Doug and Elizabeth Dow
von Sabine Middelhaufe

Wann kamen die ersten Perdigueiri nach Amerika?

Die Perdigueiri sind, in geringen Zahlen, schon seit langem in den USA präsent, da viele Portugiesen hier leben, die mit ein, zwei Hunden für den persönlichen Jagdgebrauch von einer Reise nach Portugal zurück kamen. Gerade im Nordosten des Landes gibt es eine grosse portugiesische Bevölkerung, die in der Fischereiindustrie arbeitete. Mit einigen Hunden, die diese Menschen also mitbrachten wurde gezüchtet, die Nachkommen an Freunde die jagen gingen verschenkt oder verkauft. Das erste registrierte Paar kam allerdings 1995 nach Amerika und wurde von John Antunes aus Naugatuck, Connecticut, gekauft, der die Tiere beim United Kennel Club eintragen liess und dann den Rassestandard übersetzte. Die beiden Hunde waren Manso de Arganil und Nancy de Arganil.
Mr. Antunes züchtete zweimal mit ihnen und gab sie dann an einen Show Kennel ab, der sie auch noch mehrere Male für die Zucht einsetzte. Die Welpen wurden vorwiegend als Familienhunde angegeben, obwohl einige auch an Jäger gingen,
Mein erster Rüde, Whipporwill's Hocus Pocus ist ein Manso/Nancy Sohn und wurde als Familien,- Jagdgebrauchs- und Ausstellungshund angeschafft.

Aus welchen Kennels stammten die anderen ersten, eingetragenen Hunde?

De Arganil, Torres und Vale Carro.

Oben: Evita De Agua Limpa.
Titelfoto: Vera Do Solar Do Jamor apportiert.

Wie viele Perdigueiri gibt es derzeit ungefähr in den USA?

Einige hundert sind eingetragen, aber die genaue Zahl ist nicht bekannt, da der United Kennel Club solche Informationen nicht veröffentlicht, und viele Leute schaffen einen Hund an, ohne ihn registrieren zu lassen. Die AKC Foundation Stock Services haben weniger als 100 Registrierungen.

Und wie viele Welpen werden jährlich geboren?

Ohne Zugang zu den Registern ist auch das unmöglich zu sagen, aber die jährliche Welpenzahl ist ansteigend.

Was zieht die Leute eurer Meinung nach anfangs überhaupt am Perdigueiro an?

Die Menschen mögen das "Ungewöhnliche". Kommt hinzu, dass der Perdigueiro ein schöner Hund ist, leicht auszubilden und ein wunderbarer Familienhund.

Vera und Evita...
überrumpelt?

Wenn Leute einen Perdigueiro kaufen, was erhoffen sie sich und was könnte ein Grund für Enttäuschungen sein?

Ich nehme an, wer einen Hund kauft, erwartet, dass er dem entspricht, wofür er angeschafft wurde - sei es als Familien,- Jagd- oder Ausstellungshund. Ich weiss, dass Jäger schon enttäuscht von ihrem Perdigueiro waren, weil das betreffende Tier die jagdlichen Erwartungen nicht erfüllte. Unsere erste Perdigueiro Hündin beispielsweise war 1997 als Jagdgebrauchshund aus Portugal importiert worden, hatte aber überhaupt keine Anlagen. Der Vorbesitzer gab sie als reinen Familienhund an uns weiter.
Ich weiss auch von Personen, die gesundheitliche Probleme mit ihren Hunden hatten.

Ist der Perdigueiro vom AKC anerkannt?

Der American Kennel Club hat der Rasse 2006 Foundation Stock Services (FSS) zuerkannt, d.h. dass ein Perdigueiro an Performance Events (Obedience, Agility etc.) und Jagdwettbewerben teilnehmen kann, aber nicht an conformation shows, Schönheitsausstellungen. Der AKC führt ein Stammbuch und registriert Pedigrees, aber gegenwärtig gibt es noch nicht genügend Hunde, um auch die conformation privileges und damit die volle Anerkennung der Rasse zu erhalten.
Obwohl der AKC die bekannteste Vereinigung ist, ist der United Kennel Club doch das älteste Hunde Register in Amerika, und unter seinem Schirm zeigen wir unsere Hunde. Der UKC erlaubte dem Perdigueiro schon 1998 Eintragungen und gab ihm dann 2004 das Recht, bei Ausstellungen gezeigt zu werden.
Neben UKC und AKC gibt es in Amerika zahlreiche kleiner Organisationen die Shows ausrichten und erlauben, dass alle Rassen an Schönheitsausstellungen teilnehmen. (Es gibt zwar gut 400 Hunderassen in der Welt, aber der AKC erkennt nur rund 180 davon an.) Am bekanntesten sind in diesem Zusammenhang die American Rare Breed Association und der North American Kennel Club (letzterer ist also nicht mit dem AKC zu verwechseln, mit dem er nicht in Verbindung steht.) Bis 2004 waren die "Ausstellungen für seltene Rassen" die einzige Möglichkeit für Perdigueiro Besitzer, ihre Hunde zu zeigen.

Apport - aber nicht nur...

Wann wurde der Perdigueiro Klub gegründet?

Der Portuguese Pointer Club of America wurde 2003 von John Antunes und Susan Corrone (Whipporwill Kennel) gegründet und 2004 ein vom United Kennel Club anerkannter Rasse Club.

Da der AKC den Perdigueiro nicht anerkennt, auf welchen Reglements beruht dann die Zucht in den USA?

In Amerika existieren keine Zuchtreglements. Da der Perdigueiro noch eine sehr seltene Rasse ist, scheint die Mehrheit (mit ein, zwei Ausnahmen) auf der Grundlage verfügbarer Hunde zu züchten. Es gibt keine Gesetze oder Regeln, die medizinische Voruntersuchungen verlangen.
Es gibt einen Gebrauchszwinger, der ausschliesslich im Hinblick auf die Performance der Hunde im Feld selektiert.

Wird der Perdigueiro bei euch vornehmlich als Familien- oder Gebrauchshund gehalten?

Im Moment wird die überwältigende Mehrheit als Familienhunde gehalten. Es gibt etliche Zwinger die für den Jagdgebrauch züchten, aber Hunde an beide verkaufen, Jäger und Familien, die einen Begleithund suchen. Ausserdem gibt es einen "Show Only" Zwinger. Schliesslich gibt es auch noch Leute wie uns, die den Perdigueiro zuerst als Gefährten halten, ihn ausbilden und jagen lassen, Field Trials machen und gelegentlich ausstellen.

Pointing the Portuguese way...

Findet man Perdigueiri oft bei Ausstellungen? Und wie verhalten sich amerikanische Richter gegenüber einer in den Vereinigten Staaten fast unbekannten Rasse?

Derzeit stellen nur 3 Besitzer ihre Hunde bei conformation shows aus, und so weit ich weiss, nehmen nur 6 Hunde an Jagdwettbewerben teil. Richter sind sehr interessiert daran, eine Rasse zu bewerten, die neu für sie ist. Uns sind schon Richter begegnet, die bei Jagdprüfungen eine morfologische Überprüfung vorgenommen haben (die nicht verlangt wird), weil sie einfach mal Hand an die Hunde legen und die Rasse kennen lernen wollten. Dieser Enthusiasmus ist willkommen.
Bei Schönheitsausstellungen habe ich solche und solche gehabt, Richter die neugierig waren, die ihnen neue Rasse zu untersuchen und kennen zu lernen (der Rassestandard liegt ihnen ja vor), und auch die schlechte Erfahrung mit Richtern, die keine Ahnung hatten, was sie da anschauten und offensichtlich nur raten konnten.

Und wie sieht es mit den Prüfungen aus ?

Perdigueiri werden mit anderen Vorstehrassen geprüft. In den meisten Fällen ist der Perdigueiro ähnlich wie andere Vollgebrauchsrassen und deshalb nicht benachteiligt. Die meisten Richter sind hier interessiert, etwas über eine neue Rasse zu erfahren, statt sie mit bekannten zu vergleichen.

Ihr seid schon in Portugal gewesen und habt dort Perdigueiri bei der Jagd gesehen. Was könnt ihr über Unterschiede und Übereinstimmungen beim Jagdeinsatz in den USA und Portugal sagen?

Ja, ich war in Portugal und habe die Jagd dort angeschaut. Die Portugiesen sind tendenziell viel entspannter und mehr traditionsorientiert. In den USA scheint die Jagd mit dem Hund zwei klar voneinander zu trennende Formen anzunehmen. Die eine besteht darin, dass Leute Hunde einsetzen, um Wild zu finden, und es ist ihnen egal, wie die Hunde das machen, solange am Ende die Strecke da ist. Das macht 75% derer aus, die mit Hunden jagen. Die restlichen 25% versuchen ständig, die Leistung ihres Hundes zu verbessern und investieren ungeheuer viel Zeit und Energie in die Arbeit mir ihren Hunden.

Vera Do Solar Do Jamor.

Einige Rassen, die in die USA kamen, wurden im Vergleich zum Original so sehr verändert, dass sie am Ende neue Rassen wurden, nehmen wir zum Beispiel American Cocker Spaniel, American Water Spaniel oder German Shorthaired Pointer. Hältst du es für möglich, dass es eines Tages auch den American Perdigueiro geben wird, der dann besser an die Ansprüche und Wünsche der amerikanischen Halter angepasst ist?

Genau das befürchte ich sehr. Wenn eine neue Rasse populär wird, wird sie meist sehr schnell von Leuten überzüchtet, die kein Interesse daran haben, die Rasse zu schützen. Wenn der Tag kommt, an dem der Perdigueiro zahlenmäßig genügend vertreten ist, um bei AKC Shows gezeigt zu werden, ist so eine Entwicklung eine reale Möglichkeit. Wenn beispielsweise ein grosser dunkler Hund mit schönen weissen Abzeichend laufend im Ring gewinnt, werden auch andere Züchter grosse, dunkle Exemplare vorführen, weil sie sehen, dass die Richter sie bevorzugen. Auf der jagdlichen Seite: wenn ein nicht Standard gemäßer Hund (zu gross, fehlerhafte Färbung...) bei den Jagdprüfungen brilliert, würde er auch für die Zucht benutzt werden, um herausragende Feldhunde zu produzieren.
Wenn eine neue Rasse erst einmal Aufmerksamkeit bekommt, gibt es genügend Welpenkäufer, die ihr Hündchen bei der nächstbesten Quelle kaufen werden, sei es Zwinger, privater Züchter, Tierhandlung oder Internet on-line Verkäufer, und nicht verstehen, wie wichtig es ist, sich vorher über die Rasse und Gesundheitsfragen zu informieren. Und natürlich folgt, dass wenn eine Nachfrage existiert, auch Welpen produziert werden um den Bedarf zu decken.

Ihr seid Jäger; wie seht ihr den Perdigueiro im Vergleich zu anderen Vorstehrassen was Ausbildung und Arbeit betrifft?

Als aktiver Jäger finde ich, dass die Hunde gute Anlagen haben, aber sehr in der Nähe des Führers arbeiten und deshalb nicht unbedingt geeignet sind, in weiten Territorien zu jagen, wo der Jäger zu Pferd unterwegs ist. Ich habe festgestellt, dass sie einfach auszubilden sind und gern lernen und gefallen wollen. Allerdings sind Perdigueiri nicht für die Zwingerhaltung geeignet und brauchen eine Menge Zuneigung und Aufmerksamkeit. Auch reagieren sie nicht gut auf grobe Ausbildungsmethoden und verlangen Einzelbeachtung.

Vera im Einsatz.

Und zum guten Schluss: wenn ihr drei Wünsche für den Perdigueiro in Amerika frei hättet, worin würden sie bestehen?

Erstens, dass alle Züchter mit ihren Hunden gesundheitliche Voruntersuchungen machen würden.
Zweitens, dass Hunde nicht in Zwingeranlagen verkauft würden, wo sie auf reiner Profitbasis für die Zucht der Ware "Hund" benutzt werden.
Drittens, dass alle Perdigueiri zuallererst Familienmitglieder wären und die Möglichkeit bekämen, zu jagen und ihre Anlagen zu entwickeln.

Herzlichen Dank, Elizabeth und Doug.

"Chukar passion".

Alle Fotos (c) Elizabeth Dow

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