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Erfahrungen mit der


Braque Saint Germain

 

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Erfahrungen mit der Braque Saint Germain
Von Sabine Middelhaufe

1914 schrieb de la Grange über die Braque Saint Germain, sie "ist schlechthin der passende Gefährte des Jägers, der nur einen Hund allein hat, der nur einmal oder zweimal in der Woche jagt, und der seinem Gefährten nicht die harte und tadellose Dressur geben oder aufrecht erhalten kann, die für die Hunde der englischen Rasse unentbehrlich ist."
Dieser Satz hat auch 100 Jahre später nicht an Gültigkeit eingebüsst. Die Braque Saint Germain ist noch heute ein ausgeglichener, ruhiger Hund, der sich einfach ausbilden lässt und ganz eindeutig mit Freude für ihren Herrn arbeitet, allerdings ist sie vielseitiger geworden.
Die ersten Nachkommen von Miss (s. Rasseportrait) waren Fasanen- und Kaninchenjäger in den Königlichen Wäldern der Ile de France, die Saint Germains der Gegenwart sind hervorragend für den Einsatz in Wald, Feld und Sumpf geeignet, wo sie Fasanen, Waldschnepfen und Rebhühner suchen, vorstehen und nach dem Schuss mit weichem Maul apportieren. In Deutschland werden sie auch sehr erfolgreich auf Reh und Schwarzwild geführt.


Die moderne Braque Saint Germain ist für jedes Terrain geeignet. (Foto: W. Bittermann)
Die Präsidentin des Französischen Braque Saint Germain Clubs, Catherine Fauqembert, die Prüfungs- wie auch Formwertrichterin ist, sagt über den Arbeitsstil der Rasse:
"Die Braque Saint Germain ist ein Galoppierer. Bei der Jagd ist ihre Suche schnell, sehr weiträumig und dynamisch. Der Kopf wird dabei in Rückenhöhe, manchmal sogar darüber getragen, die Nase immer im Wind, die lange Rute horizontal. Das Vorstehen ist sehr angespannt, als ob die BSG vom Wild fasziniert wäre, aber nicht so starr wie beim Pointer. Man kann den Stil also eher als kontinental bezeichnen. Da die Rasse äusserst führerbezogen ist, hält der Hund ständig Kontakt zu seinem Herrn, auch wenn er sucht, und kommt nach dem Schuss meistens automatisch zurück. Zum Apportieren geschickt bringt er auch das noch lebende Wild mit sanftem Griff."
Vergleicht man die Braque Saint Germain beispielsweise mit ihrem sehr beliebten Cousin, dem Epagneul Breton, fällt auf, dass sie nicht den "rollenden" Galopp des kompakten, untersetzten Bretonen hat, sondern einen, durch die längeren Sprünge stilvolleren, eleganteren Galopp. Wohl dank ihres englischen Blutes ist sie im Charakter auch anpassungsfähiger und ohne die Sturheit, die der Bretone und die anderen Braque Rassen gern einmal zeigen.

Doubai apportiert den Fasan. (Foto: C. Fauqembert)
Die Braque Saint Germain gilt als äusserst ausdauernder Jagdhund, der stundenlang arbeiten kann ohne zu ermüden, und auch gut mit sommerlichen Temperaturen zurecht kommt, was ihn übrigens zu einem beliebten Jagdbegleiter in Nordafrika gemacht hat.
Probleme sind allerdings möglich, wenn der Hund bei intensiver Kälte in Sumpf oder Wasser, bei starkem Dauerregen oder Schnee eingesetzt wird, da das kurze Fell ihn nicht ausreichend warm halten kann. Es empfiehlt sich also, ihn bei solchen Witterungsbedingungen nicht unbedingt zum Apport ins eisige Wasser zu schicken oder ihn zu lange in sumpfigem Terrain suchen zu lassen - ein Rat, der selbstverständlich auch für andere kurzhaarige Jagdhunde mit relativ dünner Haut gilt.
In ihrem Heimatland wird diese Rasse für alles Niederwild eingesetzt, insbesondere ihr traditionelles Wild: Fasan, Schnepfe und Rebhuhn, jedoch nie für Hoch- oder Raubwild. Entsprechend bemüht man sich bei der Zucht vor allem auf jene Qualitäten zu selektieren, die bei der praktischen Federwildjagd und den Trials erforderlich sind.

Früh übt sich.... (Foto: W. Bittermann)
Craig Koshyk, kanadischer Hundenarr, Jäger und Autor des unbedingt empfehlenswerten Buches "Pointing Dogs, Vol. 1: The Continentals", lernte auf seinen Recherche-Reisen durch Europa auch den renommierten (und für seine Züchterkollegen wohl nicht immer so ganz einfach zu "händelnden") französischen Braque Saint Germain Züchter Xavier Thibault kennen und konnte dessen Hunde in Aktion bewundern.
Craig beschreibt das Erlebnis so: "Als ich seine Hunde Muse und Malice zum ersten Mal im Feld sah, verkörperten sie, jedenfalls für mich, genau das, was eine Braque Saint Germain sein sollte: sie liefen schnell und suchten weiträumig mit der Grazie des Pointers und gleichzeitig mit der Führigkeit einer Braque. Im Haus waren sie so anhänglich und gelassen wie man sich einen Hund nur wünschen kann. (..) Meine Frau und ich stimmten überein, dass sie einen sanfteren, freundlicheren Ausdruck hatten als viele der Pointer, die wir kennen gelernt haben. Bei der Arbeit waren sie ein echtes Spektakel. Sie galoppierten mit langen, fliessenden Sprüngen, die Köpfe erhoben. Ihr Radius mass angenehme 100 m im offenen Gelände, allerdings wurde mir gesagt, dass sie mitunter auch erheblich weiter laufen. Das Vorstehen erfolgte ganz plötzlich und intensiv, ihr coulé war äusserst stilvoll. Im Vergleich zum Pointer gibt es einen deutlichen Unterschied in der Bewegung, aber er ist schwer zu beschreiben - die Braque Saint Germains schienen einfach eleganter zu laufen. Xavier erklärt es folgendermaßen: "Wenn man den Pointer mit Mozart vergleichen könnte, wäre die Braque Saint Germain mehr wie Chopin." (Für Rock Fans: wenn Pointer wie Black Sabbath sind, ähneln Braque Saint Germains mehr U2)."

Veit. (Foto: W. Bittermann)
Wenn Arbeitsrassen an Popularität einbüßen oder gar an den Rand des Aussterbens geraten, wird gern argumentiert, dass es besser ist, sie in Würde "gehen" zu lassen, da sie ganz offensichtlich nicht mehr den aktuellen Ansprüchen der Jäger entsprechen.
Man kann auch sagen, dass es ohnehin viel mehr Rassen gibt, als strikt erforderlich wären.
Aber man kann sich ebenso fragen, ob es nicht sogar im an sich sehr konservativen Jagdwesen Trends und Moden gibt, wie überall sonst, weshalb Rassen, die heute nicht gefragt sind, übermorgen vielleicht wieder bestens dem Zeitgeist entsprechen - oder gerade durch ihre Eigenarten einen neuen "Trend" begünstigen.
Es hat in den vergangenen 150 Jahren immer schon Mainstream Rassen gegeben, und niemand wird dem deutschen Waidmann seinen Drahthaar missgönnen, dem italienischen seinen Pointer, English Setter und Bretonen, aber das schmälert in keiner Weise den jagdpraktischen Wert und die kulturelle Bedeutung der gegenwärtig als selten zu bezeichnenden Rassen.
Wäre die Jagdhundelandschaft nicht furchtbar grau und öde, wenn nicht hier und dort ganz unverhofft ein Grosser Münsterländer, ein Epagneul Francais, ein Bracco Italiano oder eine Braque Saint Germain unsere Fantasie und Begeisterungsfähigkeit beflügeln würde..?

Diablo. (Foto: C. Fauqembert)


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